Im Januar 2021 haben verschiedene Fachleute der Niederelbe das Thesenpapier “SOS Tideelbe – Kursänderung jetzt” formuliert, das an diverse Parteien und Institutionen, die rund um das Thema Elbvertiefung involviert sind sowie an viele Medien versendet wurde. Zwischenzeitlich haben sich viele Befürchtungen der Autoren zum Sinn der Elbvertiefung bewahrheitet, so dass das Thesenpapier eine Aktualisierung erhalten hat. Die Aktualisierung von “SOS für die Tideelbe – Kursänderung jetzt” können Sie sich jetzt runterladen.
Der ökologische Zustand der vertieften Tidelbe hat sich zunehmend verschlechtert. Das alljährliche Sauerstoffloch war in 2021 unvermindert zu beobachten. Jubelnachrichten der HHLA gab es hingegen nur noch in Sachen Eisenbahntransporten. Selbst der sonst daueroptimistische Karnevalsverein des Hamburger Hafens fokussierte sich fast nur noch auf die Hafenbahn. Weitere Themen waren in den vergangenen Monaten:
- Die skurril anmutende unvollständige Fahrrinnenfreigabe: Am 03.05.2021 wurde auf dem Teufelsbrücker Anleger der Vollzug der “Fahrrinnenanpassung für 14,5m tiefgehende Containerschiffe” (Behördensprech für Elbvertiefung) gefeiert. Der Einlauf der 400 Meter langen und 62 Meter breiten “Jacques Saadé” wurde beklatscht. Sie hatte dabei lediglich einen Tiefgang von 13,40 Meter, für den auch eine unvertiefte Elbe locker gereicht hätte. In der zugehörigen Pressemitteilung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes lesen wir dann, dass fertig nur halbfertig ist, “Mit der heutigen Umsetzung der ersten Stufe können Containerschiffe die durch die Fahrrinnenanpassung gewonnenen Tiefgangsverbesserungen zu etwa 50 Prozent ausnutzen. Je nach Größenklasse erhöhen sich die Tiefgänge um 0,3 Meter bis 0,9 Meter.” Auch das derzeit größte Containerschiff die “Ever Ace” hätte bei seinem Antrittsbesuch vor wenigen Tagen mit einem Tiefgang von 11,80 Meter auf einer unvertieften Elbe den Hamburger Hafen erreichen können.
- Für diese halb fertige Elbvertiefung wurde bislang die exorbitant große Menge von rund 30 Mio. m³ Sand- und Schlick aus der Elbe gebaggert. Rund 12,4 Mio m³ Baggergut wurden angeblich ortsfest in die Unterwasserablagerungsfläche (UWA) Medemrinne verbaut. Diese erst Ende letzten Jahres fertig gestellte UWA sollte als “strombauliches Schlüsselprojekt” der Elbvertiefung die Tidedynamik durch Energiedissipation dämpfen und damit wesentlich zum Küstenschutz beitragen. In den Cuxhavener Nachrichten war nun am 13.09.2021 zu lesen (zum Lesen Bild bitte groß ziehen), dass sich dieses Schlüsselprojekt der UWA binnen kürzester Zeit in Auflösung begeben hat und der UWA-Sand in die Fahrrinne getrieben ist.
Die sinnlose und umweltschädigende Elbvertiefung samt Fahrrinnenunterhaltung hat bislang Milliarden verschlungen. Das Geld hierfür scheint in der Politik extrem locker zu sitzen – es ist unverständlicherweise ein Prestigeprojekt, das mit vehementer Leidenschaft betrieben wird. Wenn man dagegen in Sachen Umwelt und Tideelbe nach Geesthacht zu den dortigen seit seit August 2019 von der Bundeswasserstraßenverwaltung zerstörten beidsseitigen Fischtreppen guckt und feststellt, dass ein Reparaturtermin immer noch nicht festgelegt worden ist, erahnt man die Leidenschaft mit der die Politik für die Umwelt der Tideelbe eintritt.