Schlagwort-Archive: Schiffsunglücke

Verdammt knapp!

Am 09.02.2019 zwischen 09:24 und 09:30 Uhr rammte das Containerschiff “Ever Given” die am Anleger Blankenese festgemachte HADAG-Hafenfähre “Finkenwerder” . Die “Finkenwerder” war um 09:25 von ihrer Fahrt aus Cranz am Blankeneser Anleger angekommen und war unmittelbar abfahrtsbereit für die erste fahrplanmäßige Sonnabendsfahrt ab Blankenese um 09:30 Uhr.

Ein großes Wunder, dass keine Fahrgäste an Bord  der Fähre waren. Es muss an dem stürmischen und regnerischen Wetter gelegen haben. Im Sommer wäre diese Fähre voll mit Ausflugstouristen gewesen. Und was wäre dann passiert? Schauen Sie sich den kleinen auf YouTube veröffentlichten Film an, der die Situation und die Gefahr unmittelbar nach dem heftigen Touchieren zeigt.

Hamburg, sein Hafen und die verantwortlichen Elbvertiefungsplaner haben wieder Sott gehabt! Es ist unfassbar, wie häufig der Hafen in den letzten Jahren schon an einer Havariekatastrophe durch große Containerschiffe vorbeigeschrammt ist. NYK Olympus, Choapa Trader und CSCL Indian Ocean seien stellvertretend für die vielen Fälle benannt.

An Bord der “Finkenwerder” waren laut Presseberichten “nur” der Kapitän und zwei Besatzungsmitglieder. Der Kaptiän kam ins Krankenhaus, alle haben einen Schock. Die Hafenfähre ist ein Totalschaden. Auch der Anlegerponton ist beschädigt. Der Zugang ist daher seit der Havarie gesperrt, die beiden Gastronomie-Betriebe auf dem Anleger Op’n Bulln sind geschlossen. Die Morgenpost berichtet zunächst noch, dass der Havarist ein Leck haben würde.

Wie es zu der Kollision kam, ist noch nicht bekannt. Obwohl anscheinend am Heck noch eine Leinenverbindung zu einem Schlepper bestanden hat, ist die “Ever Given”mit ihrem Heck gegen die Hafenfähre gefahren. Dies ist sehr gut in einem kurzen Filmbeitrag des NDR zu sehen. Auch die Schäden an der “Finkenwerder” kann man dort und in der Bildergalerie des Hamburger Abendblatts gut erkennen. Der nordwestlich liegende Pfahl des Pontons ist stark gebogen.

Wir fragen uns, ob es wieder einen Ausfall der Ruderanlage, vielleicht sogar einen Stromausfall, wie bei der “CSCL Indian Ocean” gegeben hat, der das Schiff manövrierunfähig gemacht hat. Dazu dann noch die kräftigen Windböen aus Südwest und schnell kommt ein Mega-Containerschiff vom Weg ab. Wie kann es überhaupt sein, dass es eine Auslauferlaubnis für das Schiff gegeben hat, obwohl Sturmböen und starke Sturmböen mit Windstärken von 8 bis 10 bft angesagt wurden. Die bisher praktizierten Befahrensregeln für die Elbe geben vor, dass Großschiffe dieser Größenordnung bei derartigen Windverhältnissen nicht fahren dürfen.

Die “Ever Given” ist ein sogenannter Megamax Carrier (Länge 400m, Breite 58,80m, Tiefgang 16m) mit einer Stellplatzkapazität von 20.388 TEU. Sie wurde erst 2018 in Betrieb genommen, ist also fast nagelneu. Die “Finkenwerder” ist eine HADAG-Personenfähre (Länge 25,45m, Breite 6,44m, Tiefgang 1,90m) und kann 165 Personen befördern. Sie wurde 1988 gebaut und 1989 in Betrieb genommen.

Für Elbvertiefungsauguren sei noch erwähnt, dass die fulminante Begegnungsbox an dieser heutigen Havarie nichts geändert hätte. Es war kein Entgegenkommer in Sicht, der die “Ever Given” hätte behindern können. Vielmehr stellt sich die Frage, was ohne den Blankeneser Bulln sozusagen als Fender passiert wäre. Es ist zu befürchten, dass das Schiff mit seinem Heck, Ruder und Propeller das sehr nahe Blankeneser Ufer touchiert hätte. Dann wäre es komplett fahrunfähig gewesen… Ob es eine Seeunfalluntersuchung durch die BSU geben wird, ist derzeit unbekannt.  Ist ja auch nahezu egal, wie die vergangenen Berichte zu den Havariefällen der CSCL Indian Ocean oder Atlantic Cartier zeigen: erstens  dauert die Erstellung und Veröffentlichung dieser Berichte Jahre und zweitens von den politisch Handelnden keine spürbaren Konsequenzen aus den Untersuchungsergebnissen ergriffen werden.

Kollision Süderelbbrücke

Es war “nur” ein Schubverband und die Kollision ereignete sich in einem Bereich, der für die Großschifffahrt nicht mehr zugänglich ist. Aber dennoch … die Kollision hat deutliche Folgen.

Am Donnerstagmorgen rammte der Schubverband “Paula” die Süderelbbrücke/A1-Elbquerung. Auf 15 Metern habe sich ein Querträger der Brücke verdreht, wird berichtet. Der Kapitän hatte vermutlich den Wasserstand und somit die Durchfahrtshöhe falsch eingeschätzt. Erst zwei Stunden später meldete der 75-jährige Kapitän in Geesthacht den Unfall.

Der Schaden an der Brücke ist so massiv, dass im Moment LKW nur unter 7,5 Tonnen sowie PKW diese nutzen dürfen. Der gesamte Verkehr Richtung Süden wird hinter der Autobahnraststätte Stillhorn kontrolliert und schwerere Fahrzeuge müssen über die Abfahrt Stillhorn eine Umleitung über die A253 bis zur Anschlussstelle Harburg fahren.

Über das Wochenende werden die Fahrspuren des östlichen, unbeschädigten Teils der Brücke auf 2 x 2 Spuren je Fahrtrichtung umgearbeitet, da für die Reparaturarbeiten der westliche Teil vollständig gesperrt werden muss.

Wenn schon ein Schubverband solche Schäden anrichten kann, was erwartet uns dann erst, wenn einer der Mega-Containerfrachter auf der Elbe kollidiert – zwar nicht mit einer Brücke, aber möglicherweise mit den Uferbefestigungen, Sperrwerken oder Deichen.

Was ist los…

im Hamburger Hafen? Innerhalb von 9 Tagen ereigneten sich vier Schiffsunfälle.

Wir berichteten bereits über den Unfall über die Havarie des Stückgutfrachters “Hanoi” im Nebel am 25. November 2014. Danach ereigneten sich weitere drei Unfälle:

  • Am Sonnabend, 29. November, verursachte die unter Lotsenberatung einfahrende “MOL Quality” (Länge 368,50 m, Breite 51,00 m) so viel Sog und Wellenschlag, dass das am Athabaskakai liegende Containerschiff “Pegasus” (Länge 140,65, Breite 23,19 m) nach achtern und wieder zurück bewegt wurde. Dabei wurde die Gangway abgerissen, die gegen die Containerverladebrücke schlug und diese beschädigte. Außerdem wurden noch ein Rettungsboot und Teile der Reling beschädigt.
  • Am Sonntag, 30. November, kollidierte das zypriotische Containerschiff “Anne Sibum” (Länge 151,72 m, Breite 24,00 m) beim Anlegemanöver mit dem Predöhlkai. Der Feeder sollte unter Lotsenberatung vom Containerterminal Tollerort zum Eurogate-Terminal CTH verholen. Dabei kollidierte dieser aus unbekannter Ursache mit dem Predöhlkai. Auf der “Anne Sibum” wurden ca. 30 Meter Reling eingedrückt und teilweise eingerissen. An der Kaianlage rissen zwei Fender aus der Aufhängung.
  • Am Dienstag,  02. Dezember kollidierte der Feeder “Rita” (Länge 132,60, Breite 19,20 m) CapSanAugustinbei einem Drehmanöver im Waltershofer Hafen mit dem am Burchardkai liegenden Containerschiff “Cap San Augustin” (Länge 333,20 m, Breite 48,20 m). Der Feeder sollte unter Lotsenberatung vom Containerterminal Altenwerder zum Burchardkai verholen. An der “Cap San Augustin” entstand lediglich Farbabrieb, während an der “Rita” der Steuerbord Brückenaufbau eingedrückt wurde.

Nebel, zu hohe Geschwindigkeit und Manövrierfehler werden als Havarieursachen vermutet. Kapitäne und Offiziere auf den Schiffen sind gut ausgebildet und werden von Lotsen und Radarzentrale beraten. Es gelten Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Trotzdem passieren die o.a. Havarien in namhafter Anzahl. Bislang alle mit nur geringen Auswirkungen. Es wird der Tag kommen, dass ein Mega-Containerschiff mit über 360 m Länge auf dem 300 m breiten Fahrwasser Elbe zwischen Glückstadt und Hamburg in Havarie gerät. Was dann passiert, mögen wir uns nicht vorstellen.

YM Uniformity

Am 18.05.2014 ereignete sich in der Außenelbe auf dem 8.240 TEU großen Containerschiff YM Uniformity eine Kesselexplosion, bei der ein Ingenieur schwer verletzt wurde. Das Schiff der YangMing-Reederei wurde auf Aussenelbe-Reede repariert.

Da man von dem Unfallhergang nichts weiteres gehört hat, die YM Uniformity schon wieder in Fahrt ist (aktuell vor Malta), versucht eine schriftliche kleine Anfrage weitere Auskünfte zur Explosion und zu Gefährdungen zu erlangen.

Warum Hamburg und den Senat eine Explosion auf einem Containerschiff hinter Cuxhaven interessieren sollte? Immerhin nimmt Hamburg nach dem Unterelbevertrag zwisWaSchpochen den Ländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg alle wasserschutzpolizeiliche Aufgaben auf der Elbe wahr. Die Elb-Fahrwassertonne 6, wo die Explosion passierte, liegt dabei, zwar nur wenige Kabellängen zur Grenze entfernt, im Zuständigkeitsgebietes der Hamburger Wasserschutzpolizei.

Elbe – Kessel explodiert

In der Nacht von Sonntag auf Montag explodierte ein Kessel auf dem Containerschiff YM Uniformity (355 m lang, 42,8 m breit, 14,5 m Tiefgang, 8.240 TEU Kapazität) auf der Höhe von Cuxhaven. Ein Ingenieur wurde schwer verletzt, er wurde in das auf Verbrennungen spezialisierte Krankenhaus Hamburg-Boberg gebracht. Das Hamburger Abendblatt berichtet kurz darüber.

Das Containerschiff liegt derzeit auf Reede und wird auf weitere Schäden untersucht und repariert. Es war auf dem Weg von Hamburg nach Rotterdam. Ob die Havarie im Maschinenraum auch Auswirkungen auf die Manövrierfähigkeit des Schiffes hatte, wurde bisher nicht veröffentlicht.

Da im Planfeststellungsverfahren Havarien auf der Elbe und somit eine Beeinträchtigung der Leichtigkeit des Schiffsverkehrs ausgeschlossen wird, ist es hoffentlich ernüchternd, dass dieses jetzt der vierte Schiffsunfall in diesem Jahr auf der Elbe ist.

Schon wieder “MOL”

Am 5. Mai kam es in den Gewässern vor Hong Kong zu einem schweren Schiffsunglück, bei dem ein kleiner chinesischer Zementfrachter unterging. 11 von 12 Seeleuten werden vermisst.

Beteiligt war ein Schiff der MOL-Gruppe, das 300 m lange Containerschiff “MOL Motivator”. Unrühmlich bekannt wurde die MOL-Reederei durch das spektakuläre Auseinanderbrechen der “MOL Comfort” im Indischen Ozean.

Sie fragen, was gehen uns Unfälle im stark befahrenen Gewässer von Hong Kong oder im Indischen Ozean an? “MOL” fährt auch nach Hamburg!

MSC Flaminia

Mitte Juli 2012 geriet die MSC Flaminia in Brand, eine Explosion an Bord kostete 3 Seeleuten das Leben und sie trieb wochenlang führerlos auf dem Atlantik, bevor sie nach Wilhelmshaven geschleppt wurde. Immer wieder geriet der Vorfall in die Schlagzeilen, weil die Reparaturarbeiten durch den Fund hochgiftiger Chemikalien verzögert wurden.

Jetzt liegt ein 181 seitiger Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) zur Katastrophe auf der MSC Flaminia vor, der nicht nur für diesen Seeunfall erschütternde Erkenntnisse bringt. “Es gibt keine zwingenden Vorschriften für die Bekämpfung von Katastrophen wie derjenigen auf der “Flaminia”” fasst das Hamburger Abendblatt aus dem Bericht zusammen. Und es kommt noch dicker: Weder die EU noch die International Maritime Organisation (IMO) haben ausreichende verbindliche Vorschriften für solche Fälle. Die BSU empfiehlt dringlich, die Brandabwehrtechnik auf Containerschiffen zu verbessern und die Gefahrgutrichtlinien zu überarbeiten.

Elbe – Erneute Havarie

Nur knapp 5 Wochen nach der Havarie eines Tankers bei Pagensand lief gestern Nachmittag gegen 16:00 Uhr, ca. 2 Stunden vor Hochwasser, ein Containerschiff (1853 TEU, 178,57 m lang, 27,60 m breit) vor Oevelgönne auf. Mit steigender Flut konnte es sich  selbst wieder freischwimmen und am Burchardkai festmachen.

Glücklicherweise sind keine Schäden für Mensch und Natur entstanden. Doch was ist, wenn die Megaboxer mit Längen von knapp 400 m und Breiten von ca. 50 m dort fest kommen?

Kollision in Bremerhaven

Wie NDR-Niedersachsen und Radio Bremen melden, hat sich gestern am 15.02.2014 eine schwere Schiffskollision am Bremerhavener NTB-Terminal ereignet. Ein anlegendes fast 300 m langes Containerschiff soll ein an der Kaje liegendes Containerschiff, das gerade entladen wurde, gerammt haben. Menschen wurden nicht verletzt. Bei der Kollision sollen 3 der 18 Contaierbrücken am NTB-Terminal beschädigt worden sein.

“MSC Monterey” – Aktualisierung

Laut Pressemitteilung der Buxtehuder NSB-Reederei wurde der Schaden an der “MSC Monterey” am 02. Januar 2014 durch Fachleute besichtigt. Dabei wurde übereinstimmend festgestellt, dass es sich bei dem Riss um eine defekte Schweißnaht handelt. Der Germanische Lloyd (GL) hat entschieden, dass die endgültige Reparatur vor Ort erfolgen soll. Der Riss ist an Deck 1,5 m lang und am Rumpf 0,30 m. Die Schweißarbeiten sind witterungsbedingt schwierig. Voraussichtlich am 11. Januar 2014 wird die “MSC Monterey” die Weiterfahrt aufnehmen.

“MSC Monterey” – Deutscher Containerfrachter in Seenot

Die “MSC Monterey”, ein Containerschiff der Buxtehuder Reederei NSB, welches in Charter für MSC fährt, setzte am Sonntagvormittag einen Notruf ab.  An Deck wurde ein ca. 2 m langer Riss entdeckt, der sich auf den Rumpf ausweitete. Bisher gibt es keinen Personenschaden. Wasser ist noch nicht eingedrungen, Schweröl und andere Schadstoffe sind noch nicht ausgetreten.[1]

Sie war auf dem Weg von Antwerpen nach Boston. Nachdem der Riss entdeckt wurde, drehte sie Richtung Kanada ab und ist auf dem Weg in die geschützte St. Mary’s Bay an der Südspitze Neufundlands, da ein schwerer Schneesturm erwartet wird. 4 Passagiere wurden durch die kanadische Küstenwache evakuiert. An Bord blieben 20 Besazungsmitglieder.

Die “MSC Monterey” ist ein Containerschiff, 275 m lang, 32 m breit, Tiefgang 13,5 m, 4872 TEU.[2] Sie wurde 2007 von der Daewoo Mangalia Heavy Industries in Rumänien gebaut.

Innerhalb von 1,5 Jahren ist die “MSC Monterey” das zweite an MSC vercharterte Schiff der Reederein NSB, das eine Havarie hat. Im Juli 2012 war der Frachter “MSC Flaminia” nördlich der Azoren explodiert und brannte. 3 Seeleute starben und das Containerschiff trieb monatelang unkontrolliert auf dem Atlantic, bevor es nach Wilhelmshaven geschleppt wurde. Und innerhalb von 6 Monaten ist es das zweite Schiff, welches auseinanderzubrechen droht. Im Juni 2013 zerbrach die 316 m lange “MOL Comfort” im Indischen Ozean.



[1] NDR-Info, Meldung 13:31 Uhr und 16:52 UhrKieler Nachrichten, 30.12.2013, Frank Behling, “Notruf vor Kanada-Hamburger Frachter in Seenot” und Internetseite gCaptain, “MSC Monterey Suffers Crack Off Canada”

[2] Internetseite Port of Hamburg, Schiffsinformationen