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Kaffeesatzlesen bei HHM

oocl-leerfahrtDie beiden Hafen Hamburg Marketing Vorstände Ingo Egloff und Axel Mattern wiesen anlässlich der Hafen Hamburg Quartalspressekonferenz darauf hin, dass sich der Seegüterumschlag im Universalhafen Hamburg stabilisiert hat und eine Aufwärtsentwicklung erkennbar sei. Beeindruckende Zahlen lesen wir da: „Der Seegüterumschlag im Hamburger Hafen hat sich stabilisiert und weist für die ersten drei Quartale 2016 wieder ein Plus auf. In der Einzelbetrachtung unterstreicht das dritte Quartal mit einem Seegüterumschlag von 34,7 Millionen Tonnen und einem Plus von 2,7 Prozent den Aufwärtstrend. Sowohl der Stückgutumschlag als auch der Massengutumschlag erreichen in Deutschlands größtem Universalhafen mengenmäßig ein positives Ergebnis“,

Wenn man genau liest, erfährt man, dass mit “Seegüterumschlag” in Hamburg nur die Segmente Stückgut und Massengut zusammengefasst werden. Der Containerumschlag bleibt in dieser Betrachtung außen vor.  Über diesen deutlich umfangreicheren Umschlag lesen wir dann aber: “Der Containerumschlag blieb in den ersten neun Monaten des Jahres insgesamt nahezu auf Vorjahresniveau. Während das containerisierte Ladungsvolumen mit 69,3 Millionen Tonnen um 0,4 Prozent zulegte, blieb die Zahl der umgeschlagenen Container mit 6,7 Millionen TEU (-0,1 Prozent) fast unverändert.Details gibt es in der Präsentation.

umschlagsprognose-2015Wie jetzt? Minus 0,1% in den ersten neun Monaten des Jahres 2016? Wir lesen sogar: “Für das Jahr 2016 rechnet die Marketingorganisation des Hamburger Hafens mit … knapp 9 Millionen TEU beim Containerumschlag.“? Nach einer Präsentation von Hamburg Hafen Marketing aus dem Jahre 2006, die sich auf die damalige Bedarfsbegründung zur Elbvertiefung stützt, sollten wir doch bereits in 2015 genau 18,12 Mio. TEU umschlagen. Jetzt im Jahr 2016 soll es also nicht einmal mehr die Hälfte dieser Prognose sein? Wer an diesem Irrsinn immer noch glaubt und keine Zweifel hegt, mag in der Bedarfsbegründung zur Elbvertiefung auf Pdf-Seite 13 nachlesen.

Können sich Prognosen, mit denen milliardenschwere Vorhaben wie die Elbvertiefung begründet werden, denn nicht einmal irren? Eindeutige Antwort: NEIN! Solvente Prognosen hätten niemals derartige Ammenmärchen von einem niemals endenden Wachstum im Containerumschlag verbreitet. Kaufmännische Vorsicht, zuweilen auch früher zu Zeiten von Albert Ballin als Hanseatische Schifffahrt bezeichnet, wäre niemals zu derartig absurden Vorhersagen gelangt. Aber mit dieser Prognose, die ja in einem Zeitraum von zehn Jahren nachweislich nicht einmal zur Hälfte eingetreten ist, wurde das nun am 19.12.2016 vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig stehende Planfeststellungsverfahren zur Elbvertiefung begründet.

Im Hamburger Hafenblatt lesen wir zu den heute bekanntgegebenen Zahlen des Hamburger Hafens “Umschlag im Hamburger Hafen wächst nur langsam“. Da erinnern wir uns an einen Artikel aus dem Jahre 2008 im Abendblatt mit dem fast gleichlautenden Titel: “Umschlag im Hamburger Hafen wächst kaum noch“. Dort lesen wir folgende Worte: “Dennoch ist für den Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg, Klaus-Dieter Peters, der auch Chef der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ist, klar, dass der Ausbau des Hafens wegen des sich abschwächenden Geschäfts nicht aufgeschoben werden darf. Er geht weiter davon aus, dass 2015 in Hamburg 18 Millionen TEU verladen werden.

Ja, Herr Klaus-Dieter Peters – das war ja nun voll daneben. Heute haben Sie uns aber in Ihrer Eigenschaft als scheidender Präsident des ZDS (Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe) anlässlich der heutigen Mitgliederversammlung neue Wahrheiten in ihrer Pressemitteilung erklären können: “Hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage der deutschen Hafenwirtschaft blickt der Verband trotz derzeit eher schwieriger Rahmenbedingungen optimistisch auf die kommenden Jahre. Der Güterumschlag in den deutschen Seehäfen hat sich zwar im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr um 2,6 % verringert und im ersten Halbjahr 2016 um 2 % gegenüber der ersten Hälfte 2015. Besonders die wirtschaftlichen Entwicklungen in China und Russland und Infrastrukturengpässe in Deutschland machten der Hafenwirtschaft zu schaffen. Aber: „In der Hafenwirtschaft geht es um konjunkturelle Schwankungen, nicht um strukturelle Dauerprobleme wie etwa in der krisengeplagten Schifffahrt. Unsere Unternehmen fahren zumeist weiter auskömmliche oder gute Betriebsergebnisse ein, und die Anzahl der Arbeitsplätze in den deutschen Häfen hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Zugleich bleiben wir hoffnungsvoll, dass wir für 2016/2017 mit einem leichten Anstieg des Güterumschlags insgesamt rechnen dürfen

Da haben Sie, Herr Peters, uns ja jetzt ganz prima erklärt, warum Ihre damaligen Prognosen allesamt nicht eingetreten sind. Schön ist aber, dass Sie bei Ihren bisherigen wahrlich miserablen Prognoseleistungen wenigstens doch noch “hoffnungsvoll” sind, “dass wir für 2016/2017 mit einem leichten Anstieg des Güterumschlags insgesamt rechnen dürfen.

Aber lieber Hamburger Senat, liebe Bundesregierung, warum stellen Sie bei diesen eigentlich nicht erwähnenswerten Prognosewerten des VDS-Präsidenten nicht lieber die Planfeststellung zur Elbvertiefung ein? Ja, das fragen wir Sie mit vielen anderen Menschen von der Niederelbe und aus Hamburg mit dieser Pressemitteilung ganz öffentlich!

 

Stagnation

Containerumschlag2Mittlerweile sind die vierteljährlichen Pressegespräche von Hamburg-Hafen-Marketing, bei denen in der Vergangenheit immer etwas aus dem Hafen bejubelt wurde, sehr verhalten geworden. Für das letzte Gespräch am 19.05. konnte nicht mal mehr die Hafenbahn bemüht werden, die zumindest in der Vergangeheit noch mit gutem Wachstum  glänzen konnte. So wurden durchweg rote Zahlen für das erste Quartal 2016 präsentiert.

Der Gesamtumschlag im Hafen, d.h. Massen- und Stückgut sowie Container, sank gegenüber dem Vorjahr um 2,5%  auf knapp 35 Mio. Tonnen. Eigentlich kein schlechtes Ergebnis: immerhin konnte das Niveau der ersten drei Monate des Jahres 2013 von 33,1 Mio. Tonnen deutlich übertroffen werden.

Aber der Hauptmotor des Hamburger Hafens ist der Containerumschlag. Mit einem auf das Gewicht bezogenen Anteil von über 66% liegt er klar vor dem Massengut mit 33% und dem Stückgut von 1%. Und dieser Motor schwächelt. Der Containerumschlag lag mit 2,23 Mio. TEU in den ersten drei Monaten des Jahres 2016 mit über 80.000 TEU  deutlich unter unter dem Umschlag des Quartales des Vorjahres mit 2,31 Mio TEU.

Warum? Nein, nicht wegen der fehlenden Elbvertiefung – es ist einfach keine Ladung da. Die Hauptpartner unseres zur Containerschleuse verkommenen Universalhafens sind krank. Der Umschlag mit China und Rußland ist eingebrochen. Neue Partner für zusätzliche Containerlieferungen sind nicht erkennbar. Also Stagnation.

Wie bei jeder Form des Wirtschaftens wird irgendwann ein Höhepunkt erreicht. Der Zenit. Danach kommen Phasen der Stagnation oder des Abbaus. Spätester Zeitpunkt für eine Besinnungsphase und einen Wettbewerb für die Entwicklung von neuen Ideen, was wir mit den Potentialen unserer Stadt und dem gewichtigen Pfund Hafen anfangen können.

Eigentlich ist das nichts Besonderes. Für unsere Hafenwirtschaft und die Politik scheint es das aber zu sein. Die glauben weiterhin fest daran, das die vergangene, bis zur Finanzkrise in 2008 anhaltende Boomzeit wieder kommen wird und wollen weiterhin Steuermilliarden in sinnlose Projekte wie die Elbvertiefung investieren. Die Welt beschreibt das mit “Hafen glaubt an bessere Zeiten“.

Es sind die gleichen Akteure, die vor Jahren auch mal an das grenzenlose Wachstum der Atomenergie geglaubt haben und heute immer noch nicht wissen, wie der ganze Atommüll gesichert werden soll und die Energiezukunft aussehen wird. Wo das enden wird, weiß keiner so  genau…

 

Jahres-Jubel-Konferenz

Dass der Containerumschlag im Hamburger Hafen in 2015 deutlich auf unter 9  Mio. TEU eingebrochen ist, war bereits vor der gestrigen Jahrespressekonferenz vorhergesagt worden. Jetzt wurden die Zahlen offiziell von Hamburg-Hafen-Marketing (HHM) veröffentlicht: von 2014 auf 2015 reduzierte sich von 9,7 Mio. auf 8,82 Mio. TEU, d.h. der Hafen musste beim Containerumschlag ein Minus von 9,3% verzeichnen. Somit wurden im vergangenen Jahr weniger TEU umgeschlagen, als 2006. Das Ziel von 10 Mio. TEU ist in weite Ferne gerückt.

Horch1Was tun, um den Hamburger Hafen wieder in das Erfolgslicht zu rücken? Die Jubel-Experten von Hamburg Hafen Marketing, dem Hamburger Senat und der HPA haben erneut einen Weg gefunden. „Wer das Hafengeschäft kennt, der weiß, dass sich der Erfolg des Hamburger Hafens nicht ausschließlich in TEU bemisst.” wird der Hamburger Wirtschaftssenator, Herr Frank Horch, in der Pressemitteilung der HHM und in der WELT zitiert. “Sein Charakter als Universalhafen macht Hamburgs Hafen stark. Der Hamburger Hafen ist faktisch eines der größten und vielfältigsten Gewerbegebiete Deutschlands. Hafenumschlag, Logistik und Industrie sind darin eng miteinander verwoben und befruchten sich gegenseitig.” lesen wir weiter.  Konkret werden als Erfolgsfelder in den Präsentationsfolien sowie in der Pressemitteilung herausgehoben:

  • Gejubelt wird über den Anstieg des Massengutumschlags um 5,8% auf 45,5 Mio. Tonnen (Folien 4+5). Zurück zu führen sei dieser Erfolg vor allem auf Kohle und Getreide.
    Unerwähnt bleibt, dass die Kohle insbesondere für das Kraftwerk Moorburg benötigt wird. Dieses wurde in 2015 in Betrieb genommen und für die Zukunft wird es diesen Anstieg sicherlich nicht mehr geben.
  • Bejubelt wird der Anstieg des Seehafenhinterlandverkehrs (Folien 19, 27). Herausgehoben wird hier in der Pressemitteilung, dass der Containertransport mit der Bahn (+2,8%) und mit Binnenschiffen (+27,5%) zugenommen hat.
    Was wir nicht erfahren ist, dass per Binnenschiff lediglich 128.800 TEU von 5,6 Mio. TEU transportiert werden und die Steigerung lediglich 27.000 TEU entspricht. Und beinahe schon unverschämt finden wir die Erfolgsmeldung, dass der Hamburger Hafen auf Platz zwei der Binnenhäfen gelandet sein soll.Metrans
  • Bejubelt wird in diesem Zusammenhang auch, dass der Bahnverkehr mit 45,3% Anteil den LKW-Verkehr mit 42,4% erstmalig überholt habe. Allerdings gerechnet auf Tonnen (Folie 21).
    Dass diese Entwicklung sich nicht bei dem Massen-Transportformat, nämlich die Container, abzeichnet, wird jedenfalls in der Pressemitteilung nicht erwähnt (LKW-Verkehr 56,7%, Bahnverkehr 4,1%, Binnenschifffahrt 2,3%) (Folie 20).
  • Der Hamburger Hafen feiert sich mit dem höchsten Anteil Bahntransporte (49%) im Vergleich der Häfen der Nordrange (Folie 22) und erweckt den Eindruck eines besonders “grünen Hafens” gegenüber den Mitbewerbern.
    Unterschlagen wird bei dieser Darstellung jedoch, dass Rotterdam ca. 50% und Antwerpen ca. 41% des Hinterlandverkehrs mit dem Binnenschiff realisieren. Und wir hören selbstverständlich auch nichts darüber, dass der Bahnverkehr aus dem Hamburger Hafen zunehmend über die HHLA-eigene Metrans erfolgt und dem Güterverkehrssektor der Bahn das Wasser abgegraben wird.
  • Der Hamburger Hafen habe eine Loco-Quote (lokale Containerladung)  von ca. 30% .
    Wir erfahren allerdings nichts darüber, wie diese Quote in den anderen Häfen der Nordrange aussieht.

CTH-Bubendey1Und der deutlich rückläufige Containerumschlag? Da hören wir die bekannten Begründungen: der Umschlag mit China (Wirtschaftskrise) und Russland (Embargo, Wirtschaftskrise) machen sich bemerkbar. Hier habe man im Vergleich zu anderen Nordrange-Häfen eine hohe Transshipment-Quote (Umladung von Großcontainer- auf Feederschiffe und umgekehrt). Wenn dann weniger Ladung kommt, wirkt sich das auf Hamburg massiv aus. Neuerdings wird auch Polen als Ursache aufgeführt, und zwar die zunehmenden Direktanläufe durch die Reedereien. Hat Polen doch seine Häfen so ausgebaut, dass auch Großcontainerschiffe abgewickelt werden können – so eine Gemeinheit.

Im Hamburger Hafenblatt gibt es dann noch den obligatorischen Rankingvergleich mit Rotterdam und Antwerpen. Hamburg ist auf Platz 3 zurück gefallen… – das geht doch gar nicht. Tatsache ist, Rotterdam hat ebenfalls, wenn auch nicht so gravierend, im Containerumschlag verloren, nämlich 0,5%. Antwerpen hat zugelegt um 7,4%. Auch hier wird uns wieder nicht alles gesagt. Rotterdam hat eine Hafenkooperation mit Amsterdam und somit Verluste relativieren können. Antwerpen hat eine Hafenkooperation mit Zeebrugge. Die Jahresergebnisse zeigen jedoch, dass Zeebrugge ungefähr dieselbe Menge im Containerumschlag verloren hat, wie Antwerpen gewonnen.

Tatsächlich haben die deutschen Häfen der Nordrange auch über Gesamt an Containerfracht verloren. Und das liegt vor allem an der Abhängigkeit des Hamburger Hafens von China und Russland. Dieser rühmte sich bisher, der westlichste Ostseehafen zu sein. Dieses Konzept scheint nicht mehr aufzugehen.

Buss Hansaterminal 5Und was den Universalhafen angeht, haben wir ebenfalls Fragen. Wie passen die Schließungen des BUSS Hansa Terminals und des HHLA Überseezentrums zu einer Stärkung des Universalhafens? Beide Terminals haben vor allem Stück- und Schwergut abgewickelt.

Ach, Mist, wir dürfen ja Entwicklungen im Hamburger Hafen gar nicht kritisch kommentieren.  Unisono wurden kritische Fragen und Berichte zurück gewiesen: “Ich warne dringend davor, Krisen herbeizureden. Das schadet unserem Hafen und spielt unseren Konkurrenten in die Hände.” wird Wirtschaftssenator Frank Horch zitiert. Auf der Jahrespressekonferenz wurde zwar für 2016 kein besseres Ergebnis für 2016 vorher gesagt: “Angesichts der Lage erwartet Hamburg für dieses Jahr eine Stagnation des Güterumschlags. “Wir prognostizieren bestenfalls ein Ergebnis in der Größenordnung von 2015”, sagte Mattern. Eine genauere Prognose sei angesichts der schwer einschätzbaren Außenhandelsentwicklung nicht drin.” Aber wenn diese Prognose wirklich eintritt, sind vermutlich wir und andere kritische Begleiter der Entwicklung des Hamburger Hafens Schuld.

HHM macht sich die Welt

Backbord2 x 3 macht 4 – widdewiddewitt und 3 macht 9e !” haben die beiden Hamburg-Hafen-Marketing-Vorstände Axel Mattern und Ingo Egloff anlässlich des Quartals-Pressegesprächs heute nicht gesungen. Inhaltlich haben sie aber Ähnliches wiedergegeben.

Der Containerumschlag erreicht in den ersten neun Monaten insgesamt  6,7 Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) und kann mit HHM20151116einem Minus von 9,2 Prozent das Wachstum aus dem  starken Vorjahr nicht fortsetzen.” Ehrlicher wäre die Feststellung gewesen, dass bis September 2015 immerhin der Umschlag der ersten neun Monate des Jahres 2006 leicht überschritten wurde. Nach zehn Jahren Umschlagstätigkeit ist man bei den TEU-Zahlen in Hamburg anscheinend keinen Schritt vorangekommen. Und wer sind nach HHM die für den Einbruch Verantwortlichen?

HHM20151116-2Ausführlich wird auf das eingebrochene Rußlandgeschäft verwiesen. Obwohl der Einbruch laut Graphik nur rund 175.000 TEU ausmacht, wirkt der doppelt: “„Der Rückgang im Containerverkehr mit Russland … trifft uns besonders hart, weil die Großzahl der Russland-Container im Transhipment via Hamburg auf oder von Großcontainerschiffen umgeschlagen werden. Dieser zweite Umschlagvorgang je Box und Transportrichtung vom Feederschiff auf das Großcontainerschiff oder umgekehrt findet jetzt nur in geringerem Umfang statt und schlägt sich auch in der Gesamtstatistik der in Hamburg umgeschlagenen Container negativ nieder. Dass wären, doppelt gezählt, rund 350.000 TEU, die in der Statistik fehlen und weiter?

Die im Containerumschlag mit China in diesem Zeitraum in Hamburg abgefertigten 1,9 Millionen TEU bedeuten einen Rückgang von 14,9 Prozent. In den Monaten August und September blieb das sonst einsetzende Mehraufkommen im Containerumschlag durch die Zulieferungen für das Weihnachtsgeschäft nahezu aus.” Das ist ein Rückgang um ebenfalls 350.000 TEU, diesmal ohne Doppelzählung. Und was noch?

HHM20151116-3Ganz zögerlich kommt es dann: “Dabei beobachten wir, dass in der Range Wettbewerber durch gezielte Preismaßnahmen Transhipmentladung in die Ostsee zu gewinnen suchen und damit der bereits durch vereinzelte Direktdienste in die Ostseeregion verstärkte  Wettbewerb unter den nordeuropäischen Containerhäfen noch zusätzlich erhöht wird“, erläutert Mattern. Er mag es nicht sagen: der Einbruch des Umschlages um 22,4% auf 1.380.000 TEU bedeuten 400.000 TEU Umschlag, die Hamburg flöten gegangen sind. Welche Reederei hatte noch vor Kurzem Direktanläufe in die Ostsee in das Angebot aufgenommen?

Im gleichen Zeitraum haben die Konkurrenten in Rotterdam (+1%), Antwerpen (+8%), und HHM20151116-4Bremen/Bremerhaven (-3,7%) höchst unterschiedliche Ergebnisse gegenüber Hamburg (-9,2%) erzielt. Antwerpen ragt heraus, da hier das Terminal von MSC zum Hub (zentrale Drehscheibe) der 2M-Allianz benannt wurde. Das enorme Wachstum soll aber auch auf Aktivitäten der Ocean-Three-Allianz zurückzuführen sein.

Wir halten fest, dass die einseitige Ausrichtung des Hamburger Hafens auf Umschlag aus China und auf Ostsee-Feederdienste für die großen Umschlagseinbrüche verantwortlich ist. Wenn dann der für den Hafen verantwortliche Senat nicht interveniert, wenn die mit Millionen Euro gestützte eigene Reederei Umschlag durch Direktanläufe in die Ostsee Hamburger Ladung abzieht, darf man sich über schlechte Zahlen nicht wundern.

In jedem Fall hat die fehlende Elbvertiefung mit den Umschlagsverlusten nichts zu tun. Zwar  ist es richtig, dass die von HHM angegebene Anzahl der Anläufe großer Containerschiffe deutlich zugenommen hat. Diese Schiffe weisen aber seit Jahresbeginn in der Tiefgangsstatistik des Regionalen Bündnisses weiter steigende Ladungsreserven bei abnehmenden Schiffstiefgängen aus. Die deutlich überwiegende Anzahl der Schiffspassagen, ein- wie auslaufend erfolgt tidenunabhängig.

Warum soll also die Elbe vertieft werden, wenn Hamburg es nicht schafft, eine sinnvolle Strategie für den eigenen Hafen zu entwickeln? Weil “2 x 3 macht 4 – widdewiddewitt und 3 macht 9e ” richtig sein soll?

Regierungsbildung

Nach der Wahl mischen sich viele Akteure der Hamburger Wirtschaft in die Regierungsbildung ein. Allen voran Herr Prof. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, der in seiner Stellungnahme zum Ergebnis der Bürgerschaftswahl schon mal darauf verweist, dass die FDP als Koalitionspartner “die politische Kultur und Vielfalt in unserer Stadt mit Sicherheit bereichern” würde.

Doch Herr Prof. Hans-Jörg Schmidt-Trenz steht mit seinen versteckten Mahnungen gegen einen rot-grünen Hamburger Senat nicht allein da. Auf der Seite des Hafen Hamburg Marketing e.V. gibt es gleich zwei weitere Lautsprecher: Herr Ingo Egloff, Vorsitzender von Hafen Hamburg Marketing und Herr Gunther Bonz, UVHH Präsident und Generalbevollmächtigter der Eurogate-Gruppe. Beide fokussieren auf den Hamburger Hafen und die Elbvertiefung und fordern, dass ein Koalitionspartner der SPD nicht gegen die Elbvertiefung sein darf. Dort wird auch der vorgenannte Hauptgeschäftsführer aufgeführt.

Wir haben keine Bange. Die SPD ist in der letzten Amtsperiode williger Gehilfe der Hafenunternehmen gewesen. Sie wird sich sicherlich die Mahnungen zu Herzen nehmen und die Koalitionsverhandlungen mit den Grünen scheitern lassen. Ansonsten müssten sich die Grünen derartig verbiegen, dass sie langfristig in Hamburg unwählbar bleiben.

Befremdliche Rekorde

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Ein Leer-Rekord?

Ja, da war sie wieder, unsere Hamburger Jubelmaschine “Hamburg Hafen Marketing”.

Der diesjährige Titel der Hafen-Jahrespressekonferenz 2015 am 09.02.2015 lautete “Hamburger Hafen erreicht 2014 das beste Umschlagergebnis seiner Geschichte” und auf den vorgelegten Charts zeigen alle “Pfeile” steil in den Himmel. Von kritischen Worten, außer den bekannten Wehklagen zur fehlenden 9. Elbvertiefung, ist nichts wahrnehmbar.

Bevor wir die Zahlen genauer ansehen, schließen wir uns zunächst der Gratulation der “Lebendigen Tideelbe”, dem Aktionsbündnis der Naturschutzverbände, an und gratulieren dem Hafen ebenfalls zu den Umschlagsteigerungen ohne Elbvertiefung!

Da Selbstkritik bekanntermaßen keine Stärke der Verantwortlichen des Hamburger Hafens ist, gewähren wir zusätzlich zur Gratulation kostenfrei ein paar zur Selbstkritik anregende Worte für das Hafenjahr 2014:

  • Das angegebene Wachstum von 4,8% bezieht sich auf den Gesamthafenumschlag und ist ein stolzes Ergebnis – in den gemessen Umschlagstonnen ein Rekord.
  • Der Containerumschlag von 9,73 Mio. TEU lag mit 0,43 Mio. TEU über dem Umschlag des Jahres 2013 mit 9,3 Mio. TEU. Das sollen laut der Charts 5,1% sein – wir errechnen nur 4,6%. Ein gefälschter Rekord, sollte mit dem Aufschlag von 0,5 Prozentpunkten der Containerumschlag über das Ergebnis des Gesamtumschlages gehoben werden?
  • Der Hamburger Hafen hat rund 151.000 Beschäftigte…” wird als weitere rekordverdächtige Lüge berichtet. Der Hamburger Hafen muss mit dieser Zahl unglaublich ineffizient organisiert sein.
    Der Rotterdamer Hafen, der ein Drittel mehr Ladung als Hamburg umschlägt, gibt als direkte seehafenbezogene Arbeitsplätze lediglich 92.000 Arbeitsplätze an.
  • Das Hamburger Rekordjahr beim Containerumschlag ist und bleibt das Jahr 2007 mit 9,89 Mio. TEU. Dieser wurde in 2014 mit 9,73 Mio. TEU erneut verfehlt. Kein Rekord!
  • Der Hamburger Zuwachs von 4,6% liegt leicht über dem von Antwerpen mit 4,4% und seiner vertieften Schelde, deutlich über dem Bremerhavener Nullwachstum und unterhalb vom Rotterdamer Wachstum mit 5,8%. Für Hamburg alles im grünen Bereich, aber kein Rekord!
  • Die Marktanteile in der Nordrange zwischen den deutschen, niederländischen und belgischen Häfen sind weiterhin unverändert und bewegen sich auf dem Niveau seit dem Jahr 2002. Das ist gut, aber kein Rekord!
  • Rekordverdächtig wäre der Umschlag mit China, der mit über 30% zum gesamten Hamburger Containerumschlag beiträgt. Risikobewusste Verantwortliche für einen Hafen müssten angesichts dieses hohen Anteils mittlerweile drastische Maßnahmen ergreifen: unser Hafen ist zu abhängig von einem einzigen Geschäftspartner, einer einzigen Wirtschaftsregion samt deren Gütern. Etwaige (in der letzten Zeit in den Medien immer mal wieder angedeute) Krisen in China führen zu… Sie wissen es –  zu nichts Gutem. Dieser Rekord ist grenzwertig.
  • Wie wir im Abendblatt lesen dürfen, sind die bekannten rekordverdächtigen Zahlen zu den Atomtransporten des Jahres 2014 von den Rüstungstransporten über den Hamburger Hafen in den Schatten gestellt worden. Hamburg ist die seewärtige Drehscheibe des deutschen Waffenhandels. Das ist ein Negativrekord.

Was bleibt bei diesen merkwürdigen und zweifelhaften Rekorden übrig?

Na immerhin sind diese Rekorde OHNE Elbvertiefung zu Stande gekommen. Und über dieses OHNE freuen wir uns sehr!

Wieder kein Rekord…?

Gestern war es wieder soweit: die Hamburger Jubelmaschine “Hamburg-Hafen-Marketing” (HHM) wurde für die Verkündung von Umschlagszahlen, diesmal für das dritte Quartal 2014, angeworfen. Und was hat die Jubelmaschine wieder für gute Laune gesorgt! Neue Rekorde wurden in der Pressemitteilung von HHM samt Präsentationsvortrag bekanntgegebeHHM20141124n. Alle Umschlagszahlen sind erneut deutlich gestiegen: 7,4 Mio. TEU hat man in den ersten neun Monaten 2014 umgeschlagen. …Und man hat, das ist besonders wichtig, die Nordrange-Konkurrenten wieder ausgestochen.

“Geht doch” sagen wir erneut, und vor allen Dingen ohne Elbvertiefung!

Wir gratulieren hiermit. Wir können aber unsere Enttäuschung trotz der offiziellen Jubel-Pressemitteilung von HHM und auch dem Abendblatt nicht verhehlen. So hätten wir erwartet, dass der Hamburger Hafen in 2014 nun endlich den Container-Umschlagsrekord des Jahres 2007 mit 9,9 Mio. TEU knacken würde. Doch da müssen wir im Handelsblatt lesen: Im laufenden Jahr würden voraussichtlich rund 9,7 Millionen Standardcontainer (TEU) an den Kaimauern von Deutschlands größten Seehafen bewegt, teilte der Verein Hafen-Marketing am Montag mit.

Dann war also nicht die Ukraine-Krise schuld am verfehlten Rekord. Das wäre so schön einfach gewesen… Aber wer ist denn aber dann der Rekordverhinderer? Wir wissen, wer es war. Der verdammte Nebel ist schuld! Die dicke Suppe, der “Nebel des Grauens” im Hamburger Hafen am Morgen des 22.11.2014 ist der Verantwortliche. Wenn der man nicht aus Rotterdam geschickt worden ist…

Spaß beiseite – im September 2014, eigentlich ein umschlagsstarker Monat, muss der Umschlag nach Bekanntgabe der Zahlen erheblich eingebrochen sein. Subtrahiert man  die Gesamtumschlagszahl der ersten neun Monate mit 7,4 Mio. TEU von den offiziellen TEU-Zahlen des Statistikamt-Nord für die ersten acht Monate mit 6,61 TEU ergibt sich für den Monat September 2014 ein Wert von 799.000 TEU. Im August 2014 wurden offiziell noch über 875.000 TEU angegeben. Die Gründe für den Einbruch kennen wir nicht. Der o.a. Nebel war jedenfalls im November 2014 und kann nicht die Ursache für die September-Zahlen sein. Schade, dass wäre so einfach gewesen…

HHM20141124-2Na, dann schauen wir im HHM-Präsentationsvortrag noch auf Folie/Slide 9. Da bekommen wir dann zur Kenntnis gebracht, dass die Schiffe immer größer werden. Über 10.000 TEU  sollen die nun groß sein.

Wir erinnern uns an das Bemessungs-Containerschiff für die Elbvertiefung. Dieses Schiff war der Anlass, die aktuelle, vor Gericht stehende, Elbvertiefung im Jahr 2005 in das BemessungsschiffPlanfeststellungsverfahren einzubringen. Dieses Bemessungs-Containerschiff hätte noch nicht einmal ansatzweise 10.000 TEU tragen können, wie Sie dem beigefügten Größenvergleich aus dem Alphaliner-Newsletter 45-2012 entnehmen können.
Die Bemessungsschiffe2heutigen Containerschiffe, die wir auch in Kürze auf der Elbe begrüßen dürfen, können bis zu 19.000 TEU tragen. CSCL Globe heißt das neue und weltgrößte Containerschiff, das sich für Anfang Januar 2015 für einen Besuch auf der Elbe für Hamburg angekündigt hat. Skizze von Alphaliner Newsletter 05-2014.

Verstehen Sie den Sinn derartiger Vergleiche von HHM? Wir würden rot anlaufen, wenn wir derartig schlechte Planungen zur Elbvertiefung durchgeführt Bemessungsschiff3hätten, und würden letztendlich die Planungen schnellstmöglich wegen Sinnlosigkeit entsorgen. Eine Jubelmaschine wie HHM bereitet sich allerdings auf den Anlaufrekord durch das weltgrößte Containerschiff, die CSCL Globe vor!

PS: Nach der Veröffentlichung dieses Beitrages erschien kurze Zeit später im Hamburger Abendblatt ein Artikel mit einem zugehörigen Kommentar.
Der Kommentator scheint, wenn man sein erstens und drittens liest, auch zum engsten Dunstkreis der Jubelmaschine um HHM zu gehören. Das “Zweitens” ist allerdings schon fast frech: Tchibo ist aufgrund des desolaten Hinterlandverkehres von Hamburg angenervt – Maersk war noch nie ein Freund des Hamburger Hafens. Warum auch, wenn Maersk in Wilhelmshaven und Bremerhaven mit Eurogate eigene Terminals betreibt.

Umschlag I/2014

Hamburg Hafen Marketing e.V. hat heute in einer Pressekonferenz enorme Wachstumszahlen im Containerumschlag des Hamburger Hafens für das erste Quartal publiziert. Betrachtet man die vorgelegten Wachstumszahlen der Präsentation und setzt diese in Relation zu den Pressemeldungen über die chaotischen Zustände im und um den Hamburger Hafen, sind wir überrascht:

Im ersten Quartal 2014 sollen über 200.000 TEU mehr umgeschlagen worden sein. Das ist ein stolzes Ergebnis, dass den immer größer werdenden Containerschiffe zu verdanken ist. Wir gratulieren dem Hamburger Hafen und seinen Verantwortlichen dazu, dass dieser unser Hafen von immer größer werdenden Containerschiffen angelaufen werden konnte und dann diese Riesenpötte auch noch ohne Tiefgangsproblem über 200.000 TEU Container mehr in Hamburg umschlagen konnten. Wir registrieren, dass dieser Umschlag von den Tiefwasserhäfen Rotterdam, Antwerpen und Bremerhaven nach Hamburg verlagert wurde. Geht doch alles ohne Elbvertiefung, oder?

Über die Hafenperspektiven durch zukünftige Reederei-Allianzen, wie z.B. die P3-Allianz, oder die anstehende Fusion von Hapag-Lloyd und CSAV erfahren wir bei den Quartalzahlen nichts. Über den Engpass für größeres Umschlagswachstum, die Infrastruktur in Schiene und Straße, werden mittels “zeitweise Behinderung”  nur wenige Worte verloren, obwohl beim landseitigen Container-Ab- und Antransport heftige Friktionen zu beobachten sind.

Dem Schlusssatz von Herrn Mattern können wir daher nicht folgen: „Wir müssen gegenüber der Öffentlichkeit verdeutlichen, dass die Infrastruktur für die Zu- und Ablaufverkehre der Seehäfen im Interesse der gesamten Volkswirtschaft liegt. Deshalb setzen wir auch auf eine positive Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig zur Umsetzung der Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe in diesem Jahr“

 

PS: Auf den Internetseiten des Statistikamtes Nord ist bis Stand 19.05.2014 nicht eine einzige offzielle Monatszahl zu den Containerumschlagszahlen des Hamburger Hafens veröffentlicht worden. Die von HHM e.V. vorgelegten Zahlen sind nicht prüfbar.