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Nachschau Brand CCNI Arauco

feuerwehr-historisch3Der Brand auf der “CCNI Arauco” wurde nach über 80 Stunden Feuerwehreinsatz gelöscht. Ein langer Zeitraum für einen Löscheinsatz – beim gewaltigen Brand auf der Peute vom Mai diesen Jahres wurden 30 Stunden benötigt.

Zeit der Oppositionsparteien einfach mal beim Hamburger Senat nachzufragen, wie der Brand entstanden ist, und ob wirklich alles so perfekt abgelaufen ist, wie es uns bislang von Offiziellen, z.B. in der MOPO  dargestellt wurde. Sind die drei museal anmutenden Hamburger Feuerlöschboote wirklich für den Welthafen Hamburg ausreichend?

Wir lesen dazu heute bei den Menschen, die es aus beruflichen Gründen wissen müssten, etwas genaueres: im Feuerwehr-Magazin steht “Nach Frachter-Brand: Berufsverband Feuerwehr Hamburg fordert bessere Ausstattung. Es überrascht uns nicht wirklich, wenn wir lesen:  “Vor allem wurden nach Ansicht des Verbandes schon bekannte Probleme erneut sichtbar. Dazu gehört eine zu dünne Personaldecke und das seit Jahren fehlende große Löschboot. Schiffe der Größenordnung „Arauco“ sind im Hamburger Hafen keine Seltenheit mehr.” Ergänzt sei angeführt, dass der Havarist, die “CCNI Arauco”, mittlerweile zu den kleinen Schiffen gehört.

Zwei Oppositionsabgeordnete haben in der Bürgerschaft zum Brand eine Schriftliche Kleine Anfrage in der Bürgerschaft gestellt. Wir erfahren nun, dass nicht Schweißarbeiten an einem Container durchgeführt wurden, wie ursprünglich behauptet, sondern an den Cellguides. Des Weiteren lesen wir in der Senatsantwort: “Im Rahmen der Ermittlungen ist festgestellt worden, dass bei einer der für die Schweißarbeiten eingesetzten Fachfirmen die bestehende, zeitlich begrenzte Ausnahmezulassung abgelaufen und noch nicht verlängert worden war. Hierbei handelt es sich um einen Formalverstoß, der für sich keine Auswirkungen auf die Sicherheit hat.” Wirklich nur eine Formalie?

Es sind schon knackige Feststellungen in der Pressemitteilung einer der beiden Abgeordneten zu lesen. “Erst nach vollen 28 Stunden wurden die Werkfeuerwehren von Airbus und Holborn angefragt. Diese lieferten dann ausreichenden Schaum, um das Feuer zu ersticken. Da hätte aber auch früher gefragt werden können. Seine Einschätzung deckt sich mit der der  Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, wonach es „über einen Zeitraum von Stunden keine wirksamen Abwehrmaßnahmen im betroffenen Deck gab. Das Feuer konnte sich somit ungehindert ausbreiten.”

Feuerwehr1„Geradezu skandalös ist die Ansicht, dass die Wirkung der vorhandenen  Feuerlöschboote angemessen war. Sie sollten laut Senat ja nicht den Brand löschen, sondern nur ,erste Kühlungsmaßnahmen an der Bordwand‘ vornehmen“, um dann aus der Senatsantwort zu Frage fünf zu erfahren, dass das erste neue Feuerlöschboot nach Ende der Ausschreibung und 21 Monaten Bauzeit frühestens Ende des Jahres 2018 zur Verfügung stehen könnte. Mindestens weitere zwei Jahre werden also verstreichen, bis die Feuerwehr über ausreichende Ausrüstung verfügen wird! Über die ehemals geplanten zwei weiteren kleinen Boote, wird nicht mal ein Wort verloren.

So ist es doch bemerkenswert: die Politiker, die sich regelmäßig und wortgewaltig über das Verbandsklagerecht von Verbänden und die damit einhergehenden Verzögerungen bei der Umsetzung von milliardenschweren Infrastrukturprojekten im vermeintlich öffentlichen Interesse  echauffieren, z.B. bei der Elbvertiefung, schaffen es selber nicht mal ein kleines Projekt zum Schutz der Bevölkerung, z.B. ein Feuerlöschboot für 15 Millionen Euro, in kürzester Zeit anzuschaffen. Und bei diesen kleinen Projekten klagt keiner – im Gegenteil: alle Menschen erachten es als zwingend erforderlich!

Aus den Senatsantworten entnehmen wir ebenfalls, dass die Schweißarbeiten nach §§ 15 und 16 der GGBVOHH bei der Wasserschutzpolizei angemeldet und geprüft worden sind. Wir zitieren §15 (2) Nr 3 a) und d) GGBVOHH:

(2) Das Rauchen sowie feuergefährliche Arbeiten sind in folgenden Bereichen verboten:

3. auf Wasserfahrzeugen
a) mit gefährlichen Gütern, ausgenommen in geschlossenen Aufenthalts-, Unterkunfts- und Werkstatträumen, …
d) in den Laderäumen, an offenen Ladeluken und in der Nähe von Decksladung, wenn in diesen Bereichen dadurch eine Entzündung der Ladung eintreten kann

Wurden nicht genau diese Schweißarbeiten auf einem Schiff mit Gefahrgut an Bord in einem Laderaum unterhalb der Wasserlinie durchgeführt? Wahrscheinlich verstehen wir schon wieder alles nicht richtig, was in dieser Verordnung steht.

 

Und so fühlen wir uns schon fast wieder an die Havarie der “CSCL Indian Ocean” und deren langwieriger Bergung erinnert. Da fielen sich im Anschluss auch alle, vom Senator bis zum Lotsen, in die Arme und beklatschten sich gegenseitig für ihr professionelles Handeln. Situatives Handeln ersetzte hier das fehlende Notfallkonzept samt fehlender Ausrüstung. Letztere wurde im Falle der “CSCL Indian Ocean” mit viel Verzögerung aus den Niederlanden  herbeigeschafft.

Eine ähnliche Vorgehensweise bei der CCNI Arauco. Hier mussten Holborn, Airbus und Spezialgruppen zur Schiffsbrandbekämpfung aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein um Unterstützung gebeten werden. Zudem wurde die “Neuwerk” mit ihren hohen Löschkanonen und Equipment aus Cuxhaven herbeigerufen. Klar, im Notfall hilft man sich gegenseitig aus! Aber warum verfügt der schwerreiche Stadtstaat Hamburg nicht über die Brandbekämpfungsressourcen, die er seinen auf seinem Gebiet wirtschaftenden Privatunternehmen aufdrückt bzw. ärmere Bundesländer für “Provinzhäfen” vorhalten?

Brand am Burchardkai 2

Während man gestern Abend um diese Zeit noch den Eindruck vermittelt bekam, dass der Brand auf der “CCNI Arauco” kontrolliert und in absehbarer Zeit beendet sein würde, meldeten die Medien heute, dass weiterhin an der Brandbekämpfung gearbeitet würde. Somit dauert die Brandbekämpfung bereits mehr als eineinhalb Tage und wird voraussichtlich noch über das Wochenende anhalten.

Copyright Polizeipressestelle Hamburg
Copyright Polizeipressestelle Hamburg

Offenbar sind gestern Abend und in der Nacht drei Versuche, den Brand unter Deck durch eine CO2-Flutung zu ersticken, fehlgeschlagen. Ein Experte für Schiffs-Sicherheit beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft wird in der fortlaufenden Berichterstattung zum Brand im Hamburger Abendblatt zitiert: “Brennt Ladung wird sie vom Container abgeschirmt. Das CO2, das vom Prinzip her Sauerstoff verdrängen und so das Feuer ersticken soll, kommt überhaupt nicht an den eigentlichen Brand heran.” Also sei es nicht verwunderlich, dass die Versuche nicht funktioniert haben. Nun wird seit heute Mittag Wasser in den Laderaum gepumpt, um die Flammen klassisch zu löschen. Und bis zu 300 Feuerwehrleute sind bzw. waren zeitgleich im Einsatz.

Während im Hamburger Abendblatt lediglich zu lesen ist, dass die Ermittlungsgruppe der Wasserschutzpolizei Kenntnisse über die Abläufe hätten, die zum Feuer geführt haben, beschreibt der NDR dieses etwas genauer: “Nach ersten Erkenntnissen waren Schweißarbeiten im Heckbereich die Ursache für das Feuer. Dabei gab es offenbar eine Verpuffung, die den Container in Brand setzte. Die Flammen breiteten sich anschließend unter Deck aus.” Nach wie vor bleibt jedoch unsere gestrige Frage offen, seit wann an Containern geschweißt wird, die an Bord eines Schiffes sind. Die Container stehen extrem eng zusammen. Es ist kaum vorstellbar, dass da jemand arbeiten, insbesondere schweißen kann. Zumal niemand sicher sagen kann, ob tatsächlich die Güter in dem Container sind, die in den Papieren stehen.

Copyright Polizeitpressestelle Hamburg
Copyright Polizeitpressestelle Hamburg

Insgesamt sollen sich auf dem Schiff Güter im Wert von etwa 700 Millionen EUR befinden. Davon seien 1.250 Tonnen Gefahrgut – welches ist nicht bekannt – schreiben die Medien. Diese seien jedoch im Bug gelagert, also weit vom Brandherd entfernt. In einem als Gefahrgut bezeichneten Container im Heck sollen sich Autobatterien (Hamburger Abendblatt gestern) bzw. ein Elektroauto (Abendblatt heute) befunden haben. Was ansonsten im Heck untergebracht war, ist nicht bekannt bzw. wird mit wahrscheinlich Haushaltsgegenständen (Möbel, Tapeten) bezeichnet.

Wir danken den Feuerwehrleuten, dass sie mit teilweise unzureichender Ausrüstung ihre Gesundheit bzw. ihr Leben für unsere Sicherheit einsetzen. Unbeschreiblich bleibt vor diesem Hintergrund die Ignoranz des Hamburger Senats, für eine ausreichende Sicherheitsausrüstung der Feuerwehr im Hamburger Hafen und für die HPA zu sorgen.

Brand am Burchardkai

ARAUCO_1724Das, was in Hamburgs Politik bislang als unmöglich erachtet wurde, ist heute Realität geworden: mit dem Brand des Containerschiffes “CCNI Arauco” am HHLA-Terminal Burchardkai. Feuerwehrgroßeinsatz im Hamburger Hafen – am größten Containerterminal.

Laut Polizeibericht begann der  Brand gegen 13:00 Uhr. Dichter Rauch stieg dort von dem Heck des Schiffes auf, der gen Osten über das Hafengebiet zog. Es wurde kurze Zeit später Kat-Warn-Alarm für diese Gebiete ausgelöst. Die SHZ schreibt von 120 Einsatzkräften, die zum Einsatz kommen – mit CO² soll der Brand gelöscht werden.

Folgt man dem Hamburger Abendblatt gestaltet sich das Löschen dann doch nicht so ganz einfach: von nunmehr 150 Einsatzkräfte wird gesprochen, zwei Schlepper und unsere Hamburger Welthafen-Kuriosität, zwei der drei Museumslöschboote, werden an der Brandbekämpfung beteiligt. Die von der Polizei benannte Brandursache “Schweißarbeiten an Bord des Schiffes” wird durch den NDR präzisiert: “Bei Schweißarbeiten an einem Container im Heckbereich kam es offenbar zu einer Verpuffung, die zum Feuer führte. Die Flammen breiteten sich anschließend unter Deck aus.” Seit wann werden Container auf einem beladenem Schiff geschweißt – fragen wir uns?

Was aber sofort am Burchardkai klar war: “Gefahr für die Bevölkerung besteht nach Auskunft des Feuerwehrsprechers nicht. Der Container habe kein Gefahrgut enthalten. Womit der Container beladen war, ist aber unklar.” Das verstehen wir als Hamburger sehr gut: bei dickstem schwarzen Rauch müssen wir nur die Fenster und Türen geschlossen halten – schon ist alles sicher. Das erinnert doch sehr an ein unprofessionelles “Duck and Cover“. Hamburgs Regierende halten aber mit Vehemenz an dieser mittlerweile als “kulturgeschichtlich bedeutsam”  ausgezeichneten und wirkungslosen Bevölkerungsaufklärung für den sakrosankten Hafen fest. “Duck and Cover”, auf unseren Hafen übertragen, lautet “Fenster und Türen schließen” und passt dabei genau zu den in Hamburg zum Einsatz kommenden musealen Feuerlöschbooten. Eben ein maritimes Stilleben in unserem Welthafen.

Ach ja, laut FAZ soll der Brandherd etwas unter der Wasserlinie gelegen haben. Das macht die Sache ja noch deutlich einfacher…

Stand 18:00 Uhr sind nur noch kleinere helle Wolken vom Brand zu erkennen – das Löschen scheint funktioniert zu haben. Und so danken wir den tapferen Feuerwehrmännern, die es in Hamburg immer wieder schaffen, mit musealem Equipment den Hafenbränden Herr zu werden. Hut ab!

Die von der NSC bereederte “CCNI Arauco” ist bei einer Länge von 300 m mit einer Breite von 48,2 m ein ungewöhnlich breites Containerschiff. Der “Vorname” des Schiffes, CCNI, lässt auf eine Vercharterung an die Reederei Hamburg-Süd schließen.

Abschließend stellen wir die Frage, in welcher Hamburger Rathausschublade denn die Pläne für das neue Feuerlöschboot nun wieder festhängen… Wir haben seit langem nix mehr zum Fortgang der Planungen gehört – wie man heute gesehen hat: Duck and Cover scheint unserem Hamburger Senat für den Bevölkerungsschutz vollkommen zu reichen.