Hafen 21

Für große Projekte in Deutschland wird in der Regel ein Arbeitsname, wie z.B. Stuttgart21, BER-Airport, Jade-Weser-Port, verwendet. Kennzeichen dieser Projekte ist es, dass sie sich mit Erweiterungen oder Neukonzeption von großen Infrastrukturmaßnahmen beschäftigen. Für derartige Projekte gibt es ein einheitliches Genehmigungsverfahren, einen Auftraggeber und ein Umsetzungsmanagement, das die Realisierung vorantreibt, Budgets verantwortet und regelmäßig der Öffentlichkeit berichtet.

Projekte verwenden Prognosen, mit deren Hilfe die Notwendigkeit der Projektmaßnahme dargelegt werden soll. Für den Hamburger Hafen sind diverse Prognosen für die Entwicklung des Hafenumschlags vorgenommen worden, deren Ableitung und Inhalt hier nicht weiter erörtert werden können. Mit diesen Hafenumschlagsprognosen wird dabei nicht nur für eine etwaige Notwendigkeit einer Elbvertiefung oder von Hafenerweiterungsmaßnahmen argumentiert, sondern sie werden auch für die Bemessung der zukünftig erforderlichen Straßen- und Bahnkapazitäten und der Notwendigkeit des lokalen bis bundesweiten Ausbaus verwendet.

Für den Hamburger Hafen gibt es eine derartige Infrastruktur-Großprojektdefinition nicht, obwohl – wie im Folgenden gezeigt werden wird – zahlreiche Investitionen im direkten Zusammenhang zu den prognostizierten Umschlagentwicklungen getätigt werden. Im Gegenteil: In Hamburg wird peinlich genau darauf geachtet, dass es für den „eigenen“ Hafen und seine zukünftige Entwicklung keine Infrastruktur-Großprojektdefinition (im Folgenden als „Hafen21“ bezeichnet) gibt. Hafen21 wird dafür in viele Teilprojekte zergliedert, die anscheinend keinerlei Zusammenhang haben.

Um eine Dimension von Hafen21 zu erhalten, werden die bekannten Teilprojekte von Hafen21 in einer Kurzbeschreibung samt Zeitplänen sowie Kosten dargestellt. Die Teilprojekte werden dabei gegliedert:

Vertiefung der Elbe zur Verbesserung des Hafenzugangs für tiefgehende Containerschiffe. Mit der Vertiefung sind Ausgleichsmaßnahmen erforderlich.

Hafenerweiterungs- und –umstrukturierungsmaßnahmen: Schaffung von weiteren Terminalkapazitäten, Schaffung neuer Liegeplätzen für große Containerschiffe sowie Lager- und Speditionsflächen für den Warenumschlag.

Bahnprojekte: Die Kapazitäten der HPA-Hafenbahn, aber auch DB-Anschlussstrecken sollen leistungsfähiger gestaltet werden.

Erweiterung der Straßenanbindungen: Da auch zukünftig die meisten Container mittels LKW transportiert werden, müssen die Zufahrt zu den Terminals verbessert und die Kapazitäten der Autobahnen erweitert werden.

Erweiterung der Binnenschifffahrtskapazitäten: Durch Binnenschiffe werden über die Binnenwasserstraßen Container ins Hinterland verbracht. Die Kapazitäten dieser Wasserstraßen sollen hinsichtlich der Anforderungen des Hamburger Hafens erweitert werden. In diesem Kapitel führen wir ausdrücklich nicht die Kosten für die Instandsetzung des Nord-Ostsee-Kanals an.

Die in der Regel benannten Kosten von rund 600.000.000 Euro für die Elbvertiefung, sind nach unserer Auffassung falsch. Wenn die Elbvertiefung kommt, dann müssen nach unseren Berechnungen weitere 10.000.000.000 Euro Steuergeld ausgegeben werden. Wir in Hamburg können diesen Betrag in Elbphilarmonien umrechnen und könnten uns 12 weitere Elbphilarmonien zum Stückpreis von 800 Mio. Euro bauen.

Nachfolgend finden Sie für die fünf Teilprojekte Kostenübersichten, die in den Einzelpunkten kurz erläutert und mit Quellen versehen werden.