Heute sind im Abendblatt und in der Welt Artikel zum Thema Schwergutumschlag erschienen. Die Titel der Artikel “Marode Straßen — Hamburger Hafen verliert Aufträge” bzw. “Hafen verliert Aufträge” nehmen Bezug auf den desolaten Zustand der Straßen und Brücken innerhalb Hamburgs und Deutschlands und schließen an einen vor einem Monat veröffentlichten Welt-Beitrag zu Schwerguttransporten an.
Nein, wir wollen nicht auf die CO2-Bilanz derartiger Transportwege eingehen – das machen sicherlich schon Redakteure mit wenig Recherche-ZEIT. Uns kommt eine ganz andere, seit Jahren nicht beantwortete Frage in den Sinn:
Deutschland ist laut aller Statistiken Exportweltmeister. Diesen Titel können wir nicht über den Export von Rohstoffen, landwirtschaftlichen Produkten und Billigproduktionen erworben haben. Deutschland verfügt über nur sehr wenige begehrte Rohstoffe, ist kein Weltmarktexporteur von z.B. Rohkaffee oder Bananen und produziert auch keine Massentextilien, Billigelektronikartikel oder Plastikspielzeug. Dieses alles wird größtenteils importiert, aber nicht exportiert.
Der Exportüberschuss kommt von anderen Produktionen: neben der aktuell diskutierten, hier nicht weiter thematisierten, Rüstungsproduktion scheint die Branche des Schwermaschinen- und Anlagenbaus einen wichtigen Beitrag für unseren hochgepriesenen Weltmeisterstatus zu leisten. Bei diesen Produkten handelt es sich nicht nur um Turbinen, Windenergieanlagen, Lokomotiven und Waggons, sondern um ganze Fabrikanlagen, Schiffspropeller, Transformatoren u.s.w. Es sind hochwertige und hochpreisige Güter, die unsere Patente, Know-How und Ausbildung enthalten und….
…die auf jeden Fall nicht im Standardcontainer befördert werden können!
Wie passt das zusammen? Einerseits wird uns erklärt, dass wir gut ausgebildete Fachkräfte für die Entwicklung und Produktion neuer Technologien benötigen und wir für die Herstellung von Billigprodukten als Hochlohn-Land grundsätzlich ausscheiden. Unsere Häfen sollen wir brauchen, damit wir unseren Exportüberschuss auch in Zukunft verdienen können.
Andererseits scheinen unsere Häfen aber nur noch Container zu können – kurz, wir können nur noch “Billigkram” importieren, aber exportieren? Das was für unser Einkommen lebenswichtig sein soll, die o.a. Produktion von Gütern des Schwermaschinen- und Anlagenbaus scheinen wir immer komplizierter über die Straßen auf die Schiffe in deutschen Häfen zu bekommen, damit es an die Besteller ausgeliefert werden kann.
Schiffe, die Schwergut transportieren, benötigen für den Anlauf der deutschen Häfen keine Vertiefungen. Eine Elbvertiefung würde in keinster Weise zur Verbesserung der Probleme der in den Artikeln betroffenen Branchen beim Export ihrer Produkte beitragen. Vielmehr scheinen die Branchen an unserer “maroden Infrastruktur” zu leiden – die, wenn man das Bild der Köhlbrandbrücke im Abendblatt betrachtet, insbesondere von dem Lkw-Verkehr mit Containern belastet wird. Ist diese Infrastruktur-Politik und Hafenstrategie wirklich auf die Bedürfnisse unseres Landes und unserer Menschen zugeschnitten?
Ach ja, wie kommen denn diese schweren Produkte überhaupt aufs Schiff? Da gab es eine schriftliche kleine Anfrage im Dezember 2013 zu den Hamburger Hafenkränen. Sie ahnen es schon – das interessiert in Hamburg keinen Regierenden, die doch aber immer von Exportweltmeisterschaft reden.
Die beiden in der Anfrage benannten HHLA-Kräne sehen aber imposant aus und erscheinen, im Gegensatz zu den neuen Containerbrücken am Burchardkai, wie Fossilien aus dem letzten Jahrhundert.