Heute nachmittag wurde bekannt, dass die weltweit siebtgrößte Containerreederei, die koreanische “Hanjin Shipping“, Insolvenz angemeldet hat. Das Undenkbare in der Traumwelt des unbegrenzten Containerwachstums ist nun eingetreten.
Was ist passiert? Laut o.a. Süddeutscher Zeitung sollen die seit Jahren sinkenden Charterraten für Schiffe und die heutige Notbremse der Hanjin-Hausbank für weitere Kreditlinien die Ursache des Insolvenzantrages spielen. Der Branchendienst Alphaliner führt aus, dass Hanjin der bislang größte Insolvenzfall einer Containerreederei weltweit sei. Im Abendblatt ist ergänzend zu lesen, dass die ebenfalls mit Insolvenzgerüchten belegte koreanische Hyundai Merchant Marine, weltweit die Nummer 14, nun von Hanjin wichtige Vermögenwerte übernehmen soll. Unvorstellbar!
Der weltweite Containerumschlag hat ganz einfach den Zenit erreicht. Atemberaubendes Wachstum, wie es bis zu Weltfinanzkrise im Jahre 2008 zu beobachten war, ist seitdem nicht mehr erkennbar. Nicht nur die Charterraten für Containerschiffe sind zusammengebrochen – gleiches gilt für die Frachtraten, die erhoben werden, um einen Container von A nach B auf dem Seeweg zu transportieren. Der bis zum Jahr 2008 stattfindende Boom im Containerumschlag ist unwiederbringlich zusammengebrochen.
Containertransport über See, das Hauptgeschäft der riesigen Containerreedereien, ist somit wie die anderen Logistikdienstleistungen weltweit auf einem Stand angekommen, den wir im Logistikgeschäft in Deutschland schon lange dem “Niedriglohnsektor” zu ordnen. Mit standardisierten Logistikdienstleistungen in Deutschland, wie es das Containergeschäft darstellt, sind seit Jahren nur noch wenige Blumenpötte zu gewinnen.
Und Hamburg? Im Wallstreet-Journal ist zu lesen, dass die ersten Häfen Anlaufverbote für Hanjin-Schiffe ausgesprochen haben: Singapur und Xianmen in Asien, Savannah in den USA und Valencia in Spanien befürchten, dass die Hafen- und Umschlagsgelder nicht mehr bezahlt werden. Es werden weltweit weitere Anlaufverbote, auch von Europäischen Häfen erwartet. Wird Hamburg mit seinem Eurogate-Terminal CTH und der Hafenbehörde HPA dazugehören? Der NDR geht zunächst “nur” von einem Verlust von 50 Arbeitsplätzen aus… Geht doch – ist ja nicht so viel, oder?
Ja, und dann ist da noch die Reederei Hapag-Lloyd mit schlechtesten Aussichten für das Jahr 2016. Mit der Fusion mit der UASC und der neugegründeten THE ALLIANCE, bei der Hanjin-Shipping Mitglied werden sollte, würde nun alles anders werden… Das konnten wir den Worten des Vorstandschefs von Hapag-Lloyd, Herrn Habben-Jansen gerade auf der Hauptversammlung entnehmen. Da trifft es sich doch gut, dass Hanjin mit den Pleitegeiern das gemeinsame Boot verlässt und UASC, die Reederei mit dem höchsten Verschuldungsgrad in das gemeinsame Boot über Hapag-Lloyd einsteigt.
Nein, im Hamburger Rathaus ist keine Insolvenz einer großen Hamburger Containerreederei denkbar. Das “Too big to fail“-Prinzip gilt hier weiterhin, obwohl eine überragende Mehrheit von Regierungen weltweit diesem Prinzip abgeschworen haben will. Hamburg macht munter weiter – und will den Milliarden seiner Staatsbeteiligung über die Elbvertiefung gleich noch weitere Milliarden hinterherwerfen.
Ob der Fall Hanjin vielleicht doch noch etwas im Rathaus bewirken kann? Nein, Beton ist nicht zu erweichen…