Die heutige unscheinbare Nachricht war der Startschuss für die Elbvertiefung: in der Bekanntmachung für Seefahrer 8/19 gab das WSA Hamburg bekannt, am 01.02.2019 eine Unterwasserablagerungsfläche vor Brokdorf zu bauen. Diese sogenannte UWA ist ein Bestandteil der Vertiefungspläne. Das Hamburger Abendblatt bestätigt dieses und benennt erstmalig in der Historie dieser Zeitung im letzten Absatz auch eine Zahl für die Gesamtkosten: 700 Mio. Euro sollen es nun für den Bund und Hamburg angeblich sein.
Aktuelle Beträge für die Hamburger Kosten finden wir in einer Senatsmitteilung zum Baumonitoring 2018. Auf Seite 54 ist die Elbvertiefung mit Kosten von nunmehr 286 Mio. Euro zu finden. Blättern wir ein wenig zurück, finden wir auf Seite 52 das Projekt “Spadenlander Busch/Kreetsand” mit nunmehr 80 Mio. Euro. Sie erinnern, dass das Bundesverwaltungsgericht in seinem Beschluss zur Elbvertiefung festgelegt hatte, dass genau dieses Vorhaben zwingend zur Elbvertiefung dazu gehört?
Wir blättern weiter auf Seite 56. Dort finden wir den “Ausbau Großschiffswarteplatz Finkenwerder” mit einem Betrag von 27 Mio. Euro angegeben. “Mit dem Ausbau werden diese (Warteplätze) an die erhöhten Anforderungen der heute verkehrenden außergewöhnlich großen Fahrzeuge (AGF) angepasst.” Das scheint ja mit der Elbvertiefung so überhaupt nix zu tun haben?
Es gibt noch weitere Beispiele, was für diese Elbvertiefung an Millionen ausgegeben wird, die in den vom Hamburger Abendblatt in den o.a. 700 Mio. Euro nicht enthalten sind. Sie finden alle diese Kosten samt Erläuterungen -> hier. (Leider nicht auf dem aktuellen Stand, aber wir arbeiten dran.)
Hamburg scheint in seinen Hafen sowie die damit einhergehenden Elbvertiefungen wie besinnungslos zu investieren. Es hat den Anschein, dass es in Hamburg außer dem Hafen keine förderungswürdigen wirtschaftlichen Aktivitäten geben würde. Wie sieht aber die Zukunft für Hamburg aus? Wird es mit dem Hafen und der Logistik zukünftig so weitergehen, wie es die Stadt in den vergangenen Jahrhunderten erleben durfte? Der Containerumschlag sinkt kontinuierlich. Die Umschlagsprognosen aus der Planungszeit der Elbvertiefung haben sich allesamt als völlig falsch erwiesen.
Sind in den Zeiten von Internet, 3-D-Druck, Lokalität und Klimawandel nicht andere Strategien erforderlich, als stumpf lediglich Container umschlagen zu wollen? Welche Wirtschaftsbranchen zerlegen sich denn gerade selbst? Denken Sie mal an Reeder, Schiffsbeteiligungen, Logistik, Postdienstleistungen, Banken….
Der heutige Gastbeitrag im Hamburger Abendblatt von Herrn Prof. Dr. Henning Völpel vermittelt einen Eindruck von den zukunftsfesten Chancen und Möglichkeiten, die unsere Stadt hätte, wenn sie sie denn nutzen wollen würde.
Nein, die Situation in Hamburg sieht so aus, wie sich Großbrittanien derzeit im parlamentarischen Streit um den Brexit präsentiert. Alte Traditionen und Zöpfe scheinen das Maß der Dinge zu sein. Irrational – für uns nicht verständlich. Und sehr traurig.
Abschließend zum Lachen zitieren wir aus der Machbarkeitsstudie zur Elbvertiefung aus dem Jahr 2004 die damalige Kostenprognose auf Seite 82. Hamburg sollte vor 15 Jahren nur 80 Mio. Euro zahlen ….